An der Vernissage in Thun stellte Minò philosophisch untermauert seine Werke vor. Auf der Suche nach dem tieferen Sinn des Daseins hat der weit gereiste Künstler seinen einzigartig und gefühlsselig anrührenden Ausdrucksstil gefunden.
von Rebecca Holzer
Goldstaub, grelle Farben, geometrische Formen – wer an einem Kunstwerk von Minò vorbeiläuft, kommt nicht umhin innezuhalten. Die Bilder wecken eine unbewusste Neugierde, man hält an, beobachtet. Was auf den ersten Blick vielleicht gar als kitschig wahrgenommen wird, entfaltet auf den zweiten Welten und Tiefen, die das Auge erforschen will. Dies erreicht der Künstler mit seiner einzigartigen Spachteltechnik mit Ölfarben, die er hie und da mit Blattgold und Goldstaub bereichert. Um die vielseitigen Themen von Minòs Bildern zu verstehen, muss man den Künstler kennenlernen.
Maler, Dichter, Schauspieler
Minò, bürgerlich getauft Pietro Antonio Tignonsini, ist in Beckenried aufgewachsen. Auf seinen Reisen in Madagaskar, Argentinien und Italien hat er Lebensstile und Impressionen in sich eingesogen. Diese prägen seine Sichtweise und beeinflussen seine Kunst. Auf der Suche nach dem tieferen Sinn des Daseins experimentiert er mit symbolträchtigen Farben und Formen. Lebendig sollen die Bilder sein, Schatten und Korpus wechseln sich ab. Seine ungewöhnlichen Dreiecksbilder versinnbildlichen die Dreieinigkeit von Körper, Geist und Seele. Der oft in seiner Kunst wiederkehrende Kreis stellt den Circle of Life, das Vergangene und den Neubeginn dar. «Das Leben ist wellenhaft. Jedes Mal wenn man unten ist, kommt man stärker wieder herauf», weiss Minò. Sein philosophisches Gedankengut fasst er in Gedichte und Prosa. An seinen Vernissagen teilt er diese mit den Besuchern – und verleiht damit seinen Bildern eine zusätzliche Dimension.
Inspiration Freude
Minò behält die Titel seiner Gemälde bewusst für sich: «Wenn ich ihnen einen Namen gebe, schränkt dieser den Betrachter schon zum ersten Mal ein». Jeder soll unvoreingenommen an die Bilder herantreten und selber Assoziationen bilden können. Minòs Inspiration ist es, den Leuten Freude zu bereiten. Meistens bringt er seine Bilder selbst zum Käufer und hilft diesem, einen geeigneten Platz zu finden. Seit 1999 malt er beruflich. «Es gibt Perioden, in denen ich sehr produktiv bin, und jene, in denen es nicht über mich kommt. Dann lasse ich es sein, denn dabei kommt nichts Gutes heraus». Seine Erholungsoase ist am See – egal, ob in Italien oder Beckenried. «Aus dem Blick auf den See ziehe ich Kraft und Energie».
Seine Kunst wurde bereits an zahlreichen Orten ausgestellt: Zürich, Aarau, Ob- und Nidwalden, Romandie, Italien. Nun veranstaltet er das erste Mal eine Vernissage im Kanton Bern. Das freut ihn: «Ich hatte immer schon gerne Neuland». Galerist Markus Hodler freut sich, Minòs Kunst bei sich ausstellen zu dürfen. Aus seiner Sicht macht die Authentizität dessen Kunst aus: «Er ist ein ganz spezieller, feinfühliger Künstler und Poet mit tiefsinnigen Reflektionen zum Wesen Mensch».
Die Ausstellung «Ostium» in der Galerie Hodler in Thun läuft bis im Juni. An der Finissage am 15. Juni wird Minò von 14.00 bis 16.00 Uhr in der Galerie anwesend sein.