Senegal 2011

4. Okt. 2017 | Weltreise

Ich weilte im Süden von Senegal, in der Provinz von Casamance. Sie unterscheidet sich enorm von den übrigen. Feuchtheisses Klima im Tropenwald, mit einer Vielzahl von Tieren. Zudem noch bekannt, verehrt, respektiert und gefürchtet wegen ihrer sagenumwobenen Hexer. Sie gehören allesamt dem Stamm der Diolas an. Die Magier, die eine Art Vodoo-Kult praktizieren, konnte man leicht erkennen. Alle trugen sie eine rot dominierende Kleidung, mit eingestickten, mystischen Muster.
Mit Dominic, einem Franzosen den ich unterwegs kennenlernte, beschlossen wir, einer dieser Zeremonien beizuwohnen. Wir übernachteten in einem Dorf. Dort erfuhren wir vom Ältesten, dass am nächsten Abend im Nachbardorf eine solche Zeremonie stattfand.
Wir erreichten zu Fuss das nahegelegene Dorf. Die Diolas tanzten um ein grosses Feuer herum. Sie stampften dabei mit ihren Füssen auf dem staubigen Boden. Begleitet wurden sie von Trommeln und Gesang. Der Hexenmeister mit einem Tierfell bekleidet, trug eine furchterregende Maske und faizte wild um sich. Ich versuchte respektvoll, aber auch rational, mich mit diesen Bräuchen auseinanderzusetzen. Dominic hingegen zog alles ins lächerliche, und gab dies lautstark zum Ausdruck. „Die sind doch alle dumm und primitiv, dazu noch beeinflussbar und grotesk“ gab er mir zu verstehen. „Schrei nicht so laut, die verstehen doch Französisch“, versuchte ich ihn zu belehren. Doch im selben Moment, ich konnte meinen Satz nicht einmal beenden, fixierte der Magier Dominic. Die bedrohliche Maske machte keinen Wank mehr. Der Hexer gab Urschreie von sich, beugte sich zu einer Art Kopfstand, sprang wieder auf, und dies mit einem durchdringenden letzten Schrei der durch Mark und Bein ging. Er stand nun unbeweglich. Er streckte seinen rechten Arm nach Dominic aus, machte eine Umdrehung mit der Hand, als reisse er das Herz aus seiner Brust. Durch die Maske sah man nun deutlich seine grossen Kulleraugen. Verschiedene Sprüche begleiteten das ganze Szenario, in dem die Trommel noch stärker geschlagen wurden. Sie endeten abrupt, und Dominic fiel um, stand aber sogleich wieder auf und säuberte seine staubige Hose. Ganz bleich, doch sichtlich überrascht meinte er zu mir: „So ein Quatsch, das ist alles nur manipuliert, ich gehe jetzt, komm wir gehen.“ Ich fühlte eine starke unangenehme Energie in der Atmosphäre. Der Medizinmann stand immer noch starr, und fixierte Dominic weiter an. Wahrlich, es wurde nun sehr unheimlich und bedrohlich. Beide drehten wir uns um und liefen, nein wir rannten zu unserem Dorf zurück. Ohne mit mir ein Wort zu wechseln, verzog sich Dominic in seine Hütte. Ich hingegen wechselte noch ein paar Worte mit dem Dorfältesten. Als ich ihm den Abend schilderte, meinte er zu mir: „Dein Begleiter scheint mir sehr dumm zu sein, ich hoffe nur das Beste. Mhhh“
Ich war schon seit zwei Stunden auf, als ich am nächsten Morgen, die Hütte Dominics betrat. Er lag da, schüttelnd vom Fieber, sein Gesicht mit Pickeln übersäht und schiss sich in die Hose. — Ich glaube, es gibt Dinge, die kann man einfach nicht rational erklären.