Diesmal war ich wirklich als Tourist unterwegs, nicht wie sonst als Reisender. Annonce gesehen, Last Minute, Fly&Drive… Gebucht. Zwei Tage später landete ich schon in Orlando, Florida. 10 Tage blieben mir, um diesen Staat zu erkunden. Zuerst ein bisschen auf den Spuren von Ernest Hemingway in Key West, dem südlichsten Punkt der Vereinigten Staaten. Zwei Vergnügungspärke, und ein bisschen an die Beach und die Everglades. Dies in einem Coupé Chevrolet. Kam mir vor wie Crockett in Miami Vice. Die Zeit verflog schnell und mir blieben nur noch 3 Tage für Miami. Nachts kam ich in der Metropole an. Müde von der heutigen Fahrt, bog ich irgendwo links ab, bis ich ein Motel fand. Ein typisches amerikanisches Billigmotel. An der Rezeption fragte ich nach einem Zimmer und dessen Preis.
Der Betreiber, ein überaus fetter und schwitzender Mexikaner, schien nicht sonderlich erfreut. „Kann ich das Zimmer zuerst sehen, ok?“ fragte ich. Mit drei Anläufen versuchte er sich aus seinem Stuhl zu erheben. Es schien mir, als sei er durch die beiden Lehnen eingeklemmt. Nach dem dritten gab er auf, und warf mir den Schlüssel zu. Ich begutachtete das Zimmer, und mir schien das der Preis von 25 Dollar angemessen sei. Ich hatte sowieso geplant mich nur für ein paar Stunden hinzulegen. Ich nahm also die 30 Dollar aus meinem Portemonnaie, versteckte dieses unter einer Kommode im Bad. Nahm meinen Pass, indem sich auch mein Flugticket befand, und wollte mich einschreiben. Der Mexikaner, immer noch eingeklemmt in seinem Stuhl, ass einen doppelten Hamburger. Während ich bezahlte, stank es nach einem frischen Furz. Mit verkleckertem Hemd gab er mir 5 Dollar zurück.
Ich hatte vor, mich gleich hinzulegen, wollte aber noch kurz mein Budget für die 3 Tage ausrechnen und ging ins Bad, schaute unter die Kommode und mit Erschrecken stellte ich fest, mein Geldbeutel ist weg. „Shit, Shit, Shit.“ Wie ist das möglich? Ich hatte ja abgeschlossen, ganz sicher. War ja nur höchstens 5 Minuten beim Fetten. Aber ist weg. Ich durchsuchte das ganze Bad. Dabei bemerkte ich ein ausgebohrtes Loch in der Hinterwand. Jetzt wurde mir klar. Während ich das Zimmer inspizierte, hatte man mich beobachtet. Das Türschloss konnte ja jeder Amateurdieb auf, und wieder zuschließen. Wütend begab ich mich zum stinkenden Mexikaner. „Shit, ich wurde bestohlen, rufen sie die Polizei“ forderte ich ihn auf. Er rülpste nur und zeigte mir seinen Stinkefinger.
Ganz klar, ein abgekartetes Spiel. Ich wurde reingelegt. Zornig holte ich meine Sachen, ging nochmals zum Fettsack. „I go to the Police“. Als Antwort bekam ich wiederum ein Rülpsen.
Ich kann es jedem erzählen. Um 2 Uhr Nachts in Miami eine Anzeige zu machen ist verlorene Zeit. Ein Tollhaus. Verhaftete Dealer, Prostituierte, besoffene Schläger, etc., etc.. Ohne jegliche Deklaration abzugeben, befand ich mich nach nur 5 Minuten wieder in meinem Wagen. Von wegen Crockett.
„Es könnte Schlimmer sein“ sagte ich mir. „Habe ja noch das Ticket und den Pass.“ Ich fuhr nach Miami Beach und versuchte Schweizer Staatsangehörige auszumachen, in der Hoffnung, man würde mir Geld leihen, nachdem ich ihnen meine Situation erklärte. Doch alle vermuteten in mir, ich sei ein Betrüger, da ich ja keinen Polizeirapport besass. Nach dem fünften Versuch gab ich schliesslich auf und setzte mich frustriert an den Strand. Deprimiert liess ich den Kopf zwischen meine Knie fallen. „Hola Hombre, tienes Problema?“ fragte mich jemand, während er mir auf die Schulter klopfte. Es war ein illegaler Mexikaner, wie sich aus dem folgenden Gespräch ergab. Ich erzählte ihm mein Malheur. „Schau Amigo, komm mit zu meinen Freunden, wir werden dir aushelfen.“ Er und seine Freunde, alle ohne gültige Papiere, versorgten mich diese 3 restlichen Tage. Unser Lager befand sich unter einer Brücke. Das wenige was sie besassen, teilten sie aus tiefstem Herzen. Zwei begleiteten mich sogar mit meinem Mietwagen noch an den Flughafen. Dort schenkten sie mir zudem noch 30 Dollar für die Flughafentaxe. „Ich werde euch das Geld zurückschicken, gebt mir eure Adresse. Unter der Brücke, Miami?“ alle lachten. Wir umarmten uns. Mit einem „Vaya con Dios Amigo“ verabschiedeten wir uns.